Unser schulischer Umgang mit Legasthenie (LRS)

Etwa 4 bis 6% von Schüler:innen sind von einer Lese-Rechtschreibschwäche, also von massiven Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb, betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation hat diese Beeinträchtigung in ihrem Krankheitskatalog dem Klassifikationsschema ICD10 (11) zugeordnet.

Somit zählt dieses Thema zu den Herausforderungen der Schule, sie soll Risikokinder rechtzeitig erkennen und sie bestmöglich fördern.

Das Bundesministerium für Bildung reagierte auf diese auftretende Problematik, indem sie einen Erlass zur Lese-Rechtschreibschwäche als Grundlage für den schulischen Umgang damit herausgab.

https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/beratung/schulinfo/legasthenie.html

 

Vorweg möchten wir aber festhalten, dass die schulische Förderung eine Legasthenie-Therapie nicht ersetzen und auch nicht ermöglichen kann.

Wir sehen jedoch unsere Aufgabe in der Feststellung, Förderung und Beratung von betroffenen Kindern und deren Eltern um den Beteiligten einen oft langen und leidvollen Weg bis zur Diagnose zu ersparen oder abzukürzen. Schriftspracherwerb erfolgt im Wesentlichen im schulischen Kontext, deshalb müssen auftretende Schwierigkeiten auch genau dort erkannt und erhoben werden.

 

1)    Woran erkenne ich Legasthenie?

·         Langsames Lesetempo

·         Ungenaues Lesen

·         Mangel im Sinnverständnis

·         Vermindertes Rechtschreibreibregelwissen

·         Unsicherheit und verminderte Geschwindigkeit im Abruf der Buchstaben-Laut-Korrespondenz

·         Mangelnde Rechtschreibleistung

·         Wechselnde Schreibweise (Fehlerinkonstanz)

·         Verdrehung, Umstellung und Auslassung von Buchstaben

·         Dehnungsfehler

·         Fehler in Groß- und Kleinschreibung

·         Wahrnehmungsfehler (d/t, b/p, g/k)

Oft gehen mit der LRS- Schwäche noch andere Probleme einher (Komorbidität)

·         Störungen in der Sprachentwicklung

·         Störungen der Aufmerksamkeit

·         Verhaltensauffälligkeiten (ADHS)

·         Störungen in der Rechenleistung

·         Motorische Störungen

·         Emotionale Störungen

·         Vermindertes Selbstkonzept (Selbstwert)

 

Legasthenie ist kein:

·         Intelligenzproblem

·          Aufmerksamkeitsproblem

·         motorisches Problem

·         keine Modekrankheit

sondern eine spezifische isolierte Schwäche von normal intelligenten Kindern

 

2)    Wer und stellt eine LRS fest und wie läuft eine Diagnose ab?

Eine umfassende Diagnostik kann nur von einer Ärztin/einem Arzt oder einer klinischen Psychologin/einem klinischen Psychologen durchgeführt werden.

Wir sehen es aber als unsere Aufgabe, uns zu diesem Thema immer wieder weiterzubilden und somit auf die Problematik adäquat reagieren zu können.

Die Schule hat drei Möglichkeiten, eine Störung im Schriftspracherwerb festzustellen:

·         Screenings (Gruppentests)

·         Standardisierte Tests zum Lesen und zur Rechtschreibung

·         Förderdiagnostik (Verlaufsdiagnostik)

 

3)    Wie gehen wir mit LRS-Kindern im schulischen Kontext um?

Ein Lese-Rechtschreibtraining beinhaltet das Üben des Lesens und Rechtschreibens – jedoch strukturiert, mit geeigneten Methoden und aufbauend auf eine vorangegangene Diagnose. Das Förderprogramm setzt genau bei den erhobenen Schwächen an und ist auf das Kind abgestimmt. Bevor eine Förderung angezeigt ist, sind  Präventionsmaßnahmen im Erstunterricht von der Lehrkraft im Unterricht umzusetzen.  Dies sind Aufgabenstellungen zur Phonem-Graphem-Zuordnung, die eine Festigung und Automatisierung ermöglichen. Bei unzureichender Festigung muss schon an dieser Stelle durch Wiederholungen eine Schwäche erkannt werden, um Hilfestellungen anbieten zu können. Auch eine Differenzierung (unterschiedliche Aufgabenstellungen und  Hausübungen) wird im schulischen Unterricht umgesetzt.

Fördermaßnahmen sind ergänzende Interventionen und werden auf  der Phonem,- Silben- und Morphemebene angeboten.

Alle Maßnahmen können auch für Kinder ohne Bescheid angewandt werden!

 

 

 

 

Mögliche Hilfestellungen für betroffene Kinder/Familien

·         Beratungsgespräche

·         Vermitteln von geeigneten Förder- und Diagnose-Stellen

·         Verminderung der Aufgaben

·         Veränderung der Schriftgröße und des Zeilenabstandes (Differenzierung)

·         Schreiben in jeder 2. Zeile

·         Rechtschreibfehler einer Kategorie zählen

·         Zeitzuschlag

·         Arbeit am Computer (weniger in der Volksschule geeignet)

·         Differenzierte Leistungsbeurteilung (alle Bereiche werden gleichwertig beurteilt)

·         Nicht laut vor der Gruppe vorlesen lassen

·         Reduktion und Adaptierung der Lesehausübung

·         Leselineal

·         Gezielte Fördermaßnahmen im Förderunterricht

 

 

 

Mitglied der Schulpartnerschaft Altenfelden - Arnreit - Niederkappel


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